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Beethoven – Klaviersonate No. 14 Mondscheinsonate Piano Sonata No 14 Moonlight 3rd Mov. mit noten (sheet music)
Die Klaviersonate Nr. 14 op. 27 Nr. 2 in cis-Moll von Ludwig van Beethoven, vollendet 1801, wird auch als Mondscheinsonate bezeichnet.
Titelblatt der Klaviersonate Nr. 14 aus dem Jahr 1802
Beethoven selbst nannte sein Werk eine Sonata quasi una Fantasia [„gleichsam eine Fantasie“] per il Clavicembalo o Piano-Forte. Die Bezeichnung Fantasia bezieht sich auf die ungewöhnliche Satzfolge der Klaviersonate, deren Sätze in ihren Tempi von der herkömmlichen Sonatenform abweichen.
So hat das Werk keinen ersten (schnellen) Satz in Sonatenhauptsatzform, wie ihn Sonaten dieser Zeit üblicherweise enthalten. Es beginnt vielmehr mit einem Adagio, dem ein lebhafteres Allegretto mit Trio folgt, worauf sich ein schnelles, hochdramatisches Finale anschließt, das die Struktur eines Sonatenhauptsatzes aufweist. Auffällig ist hierbei, dass sich das Tempo von Satz zu Satz steigert. Franz Liszt charakterisierte den zweiten Satz als „eine Blume zwischen zwei Abgründen“.
Aufbau
- Erster Satz, Adagio sostenuto, cis-Moll, alla breve, 69 Takte
- Zweiter Satz, Allegretto, Des-Dur, 3/4-Takt, 60 Takte
- Dritter Satz, Presto agitato, cis-Moll, 4/4-Takt, 200 Takte, in diesem Satz wird mehrfach ein Neapolitanischer Sextakkord eingesetzt.
Geschichte und Wirkung
Ludwig van Beethoven unterhielt zur Familie des ungarischen Adelsgeschlechts Brunsvik freundschaftliche Beziehungen. In den Jahren 1800, 1801 und 1806 weilte er auf Einladung des Grafen Joseph Brunsvik (1750–1827) auf einem der Herrensitze der Familie, im Schloss Unterkrupa.
Während seiner Aufenthalte bewohnte er das Obergeschoss des barocken Gärtnerhäuschens, wo er nach mündlicher Überlieferung der Familie Brunsvik die Mondscheinsonate komponiert haben soll. In diesem in der Nähe des Schlosses gelegenen Gärtnerhäuschen ist heute ein kleines Beethoven-Museum eingerichtet.
Beethoven widmete die Sonate später seiner damals 20-jährigen Klavierschülerin Gräfin Julie Guicciardi (1782–1856), in die er für kurze Zeit verliebt war. Offenbar war diese Widmung als „Vergeltung“ für ein Geschenk gedacht, das Beethoven von Julies Mutter erhalten hatte. Anton Schindler behauptete 1840, Julie sei auch die Adressatin des berühmten Briefs an die „Unsterbliche Geliebte“, was sich später als reine Spekulation erwies.
Schon zu Beethovens Lebzeiten war diese Sonate eines seiner populärsten Klavierwerke – so beliebt, dass er selbst anmerkte, „doch wahrhaftig Besseres geschrieben“ zu haben. Sie gilt mit ihren formalen Freiheiten und ihrem emotionsbestimmten Stil als wichtiger Vorläufer der musikalischen Romantik. Ihr Formschema wurde später unter anderem von Robert Volkmann in seinem Klaviertrio b-Moll op. 5 aufgegriffen.
Von Franz Liszt wird berichtet, dass er die Komposition nicht von seinen Schülern spielen ließ, weil er sie für äußerst anspruchsvoll hielt. Alexander Siloti soll von Liszts Spiel der Sonate auf einem Bechstein-Flügel so angetan gewesen sein, dass er das Stück danach nie wieder von einem anderen Interpreten hören wollte.
Beiname
Während jener Zeit, in der die Sonate ihren ersten Bekanntheitsgrad erwarb, wurde sie auch „Laubensonate“ genannt, da Beethoven den ersten Satz in einer Laube improvisiert haben soll. Den populären Namen Mondscheinsonate erhielt das Werk erst später, einige Jahre nach Beethovens Tod.
Die vielleicht erste gedruckte Quelle, in der das Werk als Mondscheinsonate bezeichnet wird, stammt von 1837. Ein anonymer Wiener Musikkritiker schreibt, dass das Werk „nicht ganz mit Unrecht Mondscheinsonate genannt wurde“.[7] 1840 findet sich der Titel auch in Anton Schindlers Beethoven-Biographie, als Zusatz in einer Überschrift: „Die Sonate in Cis-moll Op. 27. No. 1. (Mondschein-Sonate)“.
1852 behauptete dann der deutsch-baltische Beethoven-Forscher Wilhelm von Lenz, die Bezeichnung gehe auf den Berliner Musikkritiker Ludwig Rellstab zurück, kritisiert sie aber zugleich als unzutreffend:
„Rellstab compare cette œuvre à une barque, visitant, par un clair de lune, les sites sauvages du lac des quatre cantons en Suisse. Le sobriquet de „Mondscheinsonate“, qui, il y a vingt ans, faisait crier au connaisseur en Allemagne, n’a pas d’autre origine. Cet Adagio est bien plutôt un monde de morts, l’épitaphe de Napoléon en musique, Adagio sulla morte d’un eroe! (Rellstab vergleicht dieses Werk mit einer Barke, mit der er bei Mondschein die wilden Seiten des Vierwaldstättersees in der Schweiz besuchte. Der Spitzname „Mondscheinsonate“, der, vor zwanzig Jahren, in Deutschland Kenner zum Schreien brachte, hat keinen anderen Ursprung. Dieses Adagio ist eher eine Totenwelt, Napoleons Epitaph in der Musik, Adagio sulla morte d’un eroe!)“
Es konnte bisher nicht ermittelt werden, wann und wo Rellstab diese Bezeichnung geprägt haben soll. In seinen literarischen Werken ist sie nicht zu finden.
1858 bemerkte Otto Kade, das Werk sei als Mondscheinsonate „in Deutschland allgemein bekannt“.